Arthur Schnitzler an Clara Katharina Pollaczek, 19. März 1929


die Else machen will und dass ihr die Else das allerwichtigste ist; –
sie glaubt es auch selbst; – aber die Gegeneinflüsse scheinen mächti¬
ger (durchaus nicht aus Feindseligkeit gegen mich – sondern aus allen
möglichen Theateropportunitätsgründen), – als ich ohnedies schon ver¬
mutet hatte. – Morgen spätestens wird (?) Antwort von Strand da sein; –
Donnerstag hab ich eine Besprechung mit Elisabeth. Samstag muss es
endgültig feststehen, zu welchem Direktor wir uns entschliessen. – Wenn
der einmal feststeht, sagt sie, – ist ja die Sache in einer Stunde erle¬
digt. – Gewiss ist die theoretische Lösung der Inszenierungsfrage ge¬
geben; Trottoir roulant – und wandelnde Prospecte (gegen Laterna magica
sind wir alle); – die technischen Einzelheiten sind natürlich nur mit
Hinblick auf die betreffende Bühne zu lösen. Es ist und bleibt unfass¬
bar, was Strnad mit seinen Massen gewollt hat; – selbst unter den Sälen
war kaum einer zu finden, der für seinen Plan in Betracht käme.
Natürlich hätte ich das schon vor drei Wochen wissen können, wenn
Elisabeth sofort mit dem Strnadplan zu Dworski (dem ersten Theater¬
meister in Berlin) gegangen wäre. Eleonore Mendelsohn, die neueste Freun¬
din Elisabeths (mit der Heini im Aretino spielt) sagte ihm gestern, dass
E. sich über die harten Dinge, die ich ihr unverblümt sage, ärgert, sie
aber immer wieder selbst einsieht und dass ich eigentlich der einzige
Mensch sei, »der ihr imponiere«! – Und so schaut das aus!

Den gestrigen Abend verbrachte ich mit heftigen Kopfschmerzen allein.
Heute esse ich bei Kerr zu Mittag: Abend bin ich mit Viki und Mimi
zusammen.

Am Donnerstag Morgens, mein Liebes, ruf ich Dich an- und hoffe Dir mehr
sagen zu können. Das Wetter ist sehr schön; aber ich hab weder äusser¬
lich noch innerlich etwas davon. Lebwohl, ich drücke Dich innig an mein
Herz.

Dein A.