Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 24. Januar – 11. Februar 1929


schauer. Furchtbare Kälte und Schnee. Kanzler Renner begleitet mich zu
einem Auto.

5.2. Abend bei A. mit Wassermann, Wellesz, Frieda und Bruder.
Trotz animierter Stimmung mich innerlich nicht behaglich gefühlt. Zu
viel Intellektualität.–Kälte im Zunehmen. Mir ist innerlich und äus¬
serlich kalt. Kalamitäten in der Wohnung mit Gas, Heizung etc. Arbeite
viel und friere.

Mit A. Parterreloge bei »Juarez und Maximilian«. Schönes Stück.Dann im
Imperial. 12 Grad Kälte.

Kino mit A. natürlich »Der Courier« mit Mosjukin und Dagover. Dann »Linde« genachtmahlt.
Gestern Abend Gesellschaft bei Tolnay. Habe gut ausgesehen und mich wohl
gefühlt. Gestern Vormittag Spaziergang mit A. bei Kälte und Sonnen¬
schein (8 Grad), mit A. über Grinzing, Hohe Warte.

7.2. Gedenktag! 6 Jahre! Herrlicher weisser Flieder von A. Abend er
bei mir. Gute Stimmung mit Liebe.-

10.2. Mittag bei Königswarter. Alle sehr nett zu mir. Die Winterkälte
unerträglich. Abend bei A. Er hat mir »Spiel der Sommerlüfte« vorgelesen.
Reizendes Stück. Atmosphäre, Sprache ausgezeichnet. Aber »Zug der
Schatten« hat trotz der Mängel stärker auf mich gewirkt und ich glaube
auch, dass es mehr Erfolg haben würde. Bei 17 Grad Kälte um 12 Uhr
Nacht nach Hause gekommen. In meinem Zimmer war der Ofen ausgegangen.
Die ganze Nacht gefroren.

11.2. Nicht aus dem Haus gegangen. Um 4 Uhr Früh 21 Grad Réaumur am
Fenster. Mittag Cary und Magdi. Nachmittag Frieda zum Diktat. (»Kam¬
merdiener« beendet). A. auf einen Augenblick bei mir. Ich war etwas
verstimmt, weil O. ihn heute Früh angerufen hat, um Mitteilung vom Tode
Steinrücks, ihres Schwagers zu machen.

5 Kübel Koks verheizt und 12 Grad Zimmertemperatur. Harry hat Grippe.