Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 11.–24. Januar 1929


Emmy. Am Abend im Kino mit A. »Matterhorn«. Mä[ß]ig. Dann A. bei mir
genachtmahlt, und bis 12 musiziert. Meine Stimme eingerostet. Müsste
üben.

12.1. Anna, Harry zu Tisch. Nachmittag Frieda diktiert. A. auf einen
Sprung bei mir.

15.1. Mein Geburtstag. Ich bin ohne Mädchen, erkältet, Schnee, Kälte.
Muss selbst das Tor öffnen gehen.

16.1. Die Bedienerin von A. hilft mir ein paar Stunden aus. Ich fiebere.

17.1. Zu Bett. A. besucht mich. Fieber, Husten. Ein neues Mädchen.

20.1. Mit Frau Prof. Hajek bei A. zu Tisch. Zum ersten Mal mit seiner
Schwester zusammen, obwohl ich sie seit Jahren kenne.

Elisabeth Bergner in Wien, um mit A. und Prof. Strnad die Aufführung der
»Else« zu besprechen. Heute Abend Besprechung bei ihm. Ich soll erst
Dienstag gleichzeitig mit Alma, Werfel die Bergner bei ihm kennen
lernen.

21.1. Die Bergner reist morgen wieder ab, ist heute Abend allein bei
ihm. Und ich, die Erste, die die Idee hatte, dass sie »Else« spielen
soll, ist ausgeschlossen. Das ist wieder so hässlich von ihm!

22.1. Ich sage nichts, aber ich kränke mich. Er weiss es genau.
Schnee, Kälte, ich friere. Ich kann mich an keinen so strengen Winter
erinnern. Bei »Leinen aus Irland«, sehr unterhaltend.

23.1. Abend bei A. mit Hofrätin Z., Fridell, Alma und Werfel. A. über¬
mässig viel gelacht und gesprochen.

24.1. Bei »Mary Dugan«, Volkstheater. Spannende Detektivsache, gut unter¬
halten.

Empfang bei Hofrätin Z. nach der Werfel-Première. Schauspieler, Diploma¬
tie, Direktoren. Herterich, Beer, Schönherr, Bittner. Presse, Theater.
Hunderte von Menschen. Ich fühle, ich gehöre zu niemand. Bin bloss Zu¬