Arthur Schnitzler an Clara Katharina Pollaczek, 3. Januar 1929


Arnoldos Gegenwart hat mir wohler getan, als ich vermutet hätte;
und insbesondere einige allgemeine Gespräche mit ihm haben mich in
meinem Glauben an sein moralisches und geistiges Wesen noch befestigt.
Heini befindet sich eigentlich seelisch besser als ich nach seinen
letzten Briefen vermutet hätte. Die Theatralischen Zustände hier (und
in der Welt) sind im Grunde die einzigen wesentlichen Ursachen sei¬
ner gelegentlichen Depressionen.

Es ist charakteristisch, dass sich auch diesmal, wo etwas concretes mit
mir zu besprechen wäre, das Deutsche Theater nicht um mich kümmert. -
Noch kein Brief von Dir da. Dein Sylvestertelegramm ist Dein bisher
letztes Lebens- und Liebeszeichen. Vorgestern kam Dein vierter Brief vom
30. – - – Du kannst Dir kaum denken, wie sehr ich Dein geschriebenes Wort
vermisse – Hoffentlich bleibe ich heute nicht ganz ohne Nachricht.-
Für morgen Mittag bin ich (mit Mirjam und Naemah) zu Dora, für Sonntag
bei Pieterkowski geladen (mit Heini und O.); – der Sonntag bliebe
für Elisabeth Bergner frei, wenn ich überhaupt noch was von ihr höre.
Uebrigens, – höflich-opportunistisch, werd ich mich telephonisch nach
ihrem Befinden erkundigen -; so problematisch ihre Temperaturen in je¬
dem Sinne sind. Wenn sie auf etwas brennt, kann es immer noch (unleserlich)
– – – –

Ich umarme Dich zärtlich und bin mit innigsten Gedanken Dein A.