Berlin, 3.1.1929.
Mein Liebes, vom Neujahrstag hab ich noch zu berichten, dass gegen
Abend ein schönes Zyklamenarrangement von Elisabeth kam – sie war bei
mir gewesen gerade als von Heini ein Zyklamenkörbchen angelangt war;
am nächsten Morgen sandte ich ihr Flieder, bald darauf rief sie mich
an. Es war indessen ein Telegramm von Frau Strnad an mich gekommen,
der Professor käme am Donnerstag (heut) aus Köln in Wien an (leider
ohne Kölner Adresse, – es wäre so einfach gewesen, wenn er von Köln aus
hieher gekommen wäre). Nun erinnerte ich sie an Dein Stück. Sie hatte
überhaupt keine Ahnung – ob es nicht hiesse »Im Rosengarten«. -
Ich sagte ihr den Titel, sprach vom Inhalt – sie hatte es offenbar
nicht gelesen – musste auch nicht, ob sie es zurückgeschickt hat oder
nicht – und »versprach« mir es noch während meiner Anwesenheit hier
zu lesen – wenn es überhaupt vorhanden sei!
Nun wurde für den Abend nach dem Theater eine Zusammenkunft verabre¬
det im Hotel Esplanade –
Zu Mittag reiste Arnoldo ab. Seine persönliche Wirkung war
auch hier überall die beste; und ihm selbst hat der Aufenthalt hier
körperlich und seelisch wohlgetan.–Mittagessen mit O., Heini im Re¬
staurant (Ewes?), kleiner Spaziergang (allein) durch die Stadtstras¬
sen, die ich jahrlang nicht gesehen. Erinnerungen an erste Berliner Auf¬
enthalte. – Am späten Nachmittag ein wenig gearbeitet (Aphoristisches
für E. Lothar) – ins Theater, um Ruth spielen zu sehen; – ein Wallacestück
»Der Zinker« – von einer fast unfassbaren Kindlichkeit und Dummheit.
Ruth sehr nett (lächerliche Rolle), anfangs an Elisabeth erin¬
nernd. Dann ins Hotel mit Heini und O. gegessen. Elisabeth erwartet; -
die um 11 Uhr telefonieren liess: Temperatur geschwollenes Gesicht
u. s. w. (Ich war natürlich vorbereitet gewesen).
Heute Vormittag werde ich wahrscheinlich Wiegler bei Ullstein aufsu¬
chen, eventuell Kerr; zu Tisch bin ich (allein) bei Mimi und Viki.
Mein Befinden ist gut, meine Stimmung den Umständen entsprechend;