Arthur Schnitzler an Clara Katharina Pollaczek, 18. Oktober 1928


mit ein paar allgemeinen lobenden Wirten über mich als Gesamterschei¬
nung. Kein Mensch konnte ahnen, dass ich drei in Berlin noch nicht ge¬
spielte Stücke geschrieben habe.

Gestern Mittag war ich allein bei Dora, (wo auch Georg Wassermann er¬
schien und brav-schülerhaft Clavier spielte); abend allein im Kino
das amerikanische Alt-Heidelberg (viel weniger gut als das seinerzeitige
mit Hartmann und Kraus). Heute dürfte ich mit Viki sein. Abends bin ich
bei O. mit Pieterkowskis, Michaelis, sowie Heini (der nach Erledigung
seiner Rolle kommt). Jetzt will ich mit Maril und vielleicht noch
Czinner sprechen. Es ist zu befürchten, dass ich mit überhaupt keinem
geschäftlichen Resultat heimkomme, und es ist schwer zu wagen, ob die thea¬
tralischen oder die erzählerischen Aussichten trüber sind. Am Zug der
Schatten will ich noch erhebliche vertiefende und vereinfachende Verände¬
rungen vornehmen (wodurch vielleicht auch die Chancen für kleinere
Bühnen steigen könnten). Das Widerliche bleibt, dass man praktisch heute
genau dort steht, – und gewissermaßen in noch unsicherer
Position wie als Anfänger – ja dass man nicht einmal die primitivste Höfl¬
lichkeit findet, die, sagen wir – den reiferen Jahren gebührt.-

Ich freue mich bald wieder zuhause zu sein, und ich wünsche, hoffe, dass
wir gute, völlig ungetrübte Stunden miteinander haben werden. Sie wird
uns beiden gleich notwendig. Ich umarme Dich vom Herzen, mein Liebes, Dein

A.