Arthur Schnitzler an Clara Katharina Pollaczek, 16. Oktober 1928


pelin. Wir hörten dann das Radio, (ohne viel zu verstehen), al¬
lerlei Reden – die in Lakehurst gehalten wurden: – dazwischen ertönte
immer wieder Wiener Musik (aus Wien) – die von Fall zu Fall zum Gunsten
Amerikas abgeschaltet wurde. Mich erschüttert es tief – aber auch die
Fähigkeit des Staunens ist nur begrenzt.–– Ich erwarte einen Anruf
des Herrn Kohner, – vorläufig vergeblich. Dann begebe ich mich ins Bureau
Fischer (der persönlich sehr herzlich ist), um etliche Angelegenhei¬
ten weiter zu bringen. Sie werden vermutlich nach dieser Unterhaltung
auf dem gleichen Fleck stehen.

Mein Liebes, ich sage Dir für heute Adieu und bin ich sehr gespannten
Erwartung Deines Briefes, der hoffentlich noch heute Vormittag eintref¬
fen wird. Mein körperliches Befinden ist ganz gut; alles übrige ist
weniger positiv; und es wird schön sein, wieder in Deiner Nähe und ganz
in Deinen Armen zu sein.–Lass mich den Bericht über persönliches,
so weit er Dich intere[s]siert, auf mündlich verschieben. Wichtig ist,
dass Heini nicht nur an Leistungen, sondern auch an Erfolgen und Geltung
erfreulich fortschreitet.

Lebwohl Liebstes ich muss den Brief leider abschliessen und aufgeben,
ohne den Deinenabzuwarten.

Ich umarme Dich zärtlich. Dein A.