Arthur Schnitzler an Clara Katharina Pollaczek, 12. Oktober 1928

12.10.1928. Berlin. Hotel Espl.

Mein Liebes, heute um ½11 hätte die Filmkonferenz stattfinden sollen.
Eben (11) telefoni[e]rt Herr Kohner – er habe Erkundigungen eingezogen
an behördlichen Stellen; – die Zensur würde »Spiel im Morgengrauen« abso¬
lut nicht gestatten; er habe sich daher entschlossen davon abzusehen-
Biro (der Dramaturg der Universal Pictur[e]s) lese eben meine sämtlichen
Werke durch – er sei nun doch am meisten für Casanovas Heimfahrt;
jedenfalls möchten sie unbedingt etwas von mir machen. Im übrigen möch¬
te er, Herr Kohner, in einer Stunde mir einen neuen Film vorführen; -
ich will die Gelegenheit benützen, um mit ihm persönlich das finanziel¬
le ins reine zu bringen (wobei er sich wieder auf den Generaldirec¬
tor Friedmann ausreden wird). Das alte Prinzip; hinziehen, – auf die
schlechten Nerven und die ökonomische Verlegenheit des Andern speku¬
liren.-Herr Czinner, – der nach seiner Angabe täglich 14 Stunden im
Bureau – war natürlich gestern nicht anwesend und schrieb zum Ent¬
gelt einen üblichen Brief. Morgen bin ich mit Hartung zusammen (Re¬
naissancetheater) der Gang zum Weiher spielen will (kaum denkbar).
- Nur dies in Eile, und Dank für Brief und Wohnungsplan. Ich denke
die Sache ist so günstig als möglich; -morgen Früh also, noch eh dieser
Brief in Deine Hände gelangt, ruf ich Dich an und hoffe genaueres zu
erfahren.

Max Reinhardt hat auf meinen Besuch nicht reagi[e]rt. Wetter schlecht,
Befinden gut, ausser Kopfschmerzen. Ich wandere zu Herrn Kohner.
(Sollte der Komperativ begründet sein?)

Ich umarme Dich zärtlich. Dein A.