Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 28. September – 5. Oktober 1928

Kino mit A. »Wings«, famoser Fliegerfilm.

2.10. Im Heimatkino mit A. »Die Hose«. Dann »Linde« genachtmahlt.

3.10. Düstere Gedanken. Was soll aus mir werden? Jetzt 80 Schilling
Zinsen aus der Bank geholt.

4.10. Mit dem alten Schwarzkopf zusammen bei A. Angenehmer Abend.

5.10. Abschied bei A. mit unangenehmen Auseinandersetzungen verbun¬
den. Er wohlte mir wieder Geld aufdrängen, aber ich weigerte mich,
trotzdem ich nur noch 50 S. in der Tasche habe. Ich erklärte ihm,
dass ich mir nicht von einem Mann helfen lassen kann, der nicht ganz
zu mir gehört und betonte ausdrücklich, dass ich damit nicht viel¬
leicht eine Ehe meinte, sondern eine illegitime Zugehörigkeit. Dass
ich mir nicht etwas zumuten kann, was mich mit mir selbst in Kon¬
flikt bringen müsste. So lange mir durch sein Verhalten zu O. im¬
mer wieder böse Stunden drohen, kann ich meine Existenz nicht auf ihn
aufbauen. Er schrie: »Soll ich sie vielleicht umbringen?« Ich ant¬
wortete sehr ruhig, dass ich ihr ein längeres Leben wünsche als mir
und dass es mir höchst unangenehm wäre, wenn ihr etwas geschähe.