Arthur Schnitzler an Clara Katharina Pollaczek, 30. August 1928


Furchtbarste geschehen.

Danke der lieben verehrten Hofrätin für die Ausschnitte aus dem Neuen
Wiener Journal. Diese Subjekte sind, wenn sie sich sozu[s]agen freundlich
erweisen, – noch widerlicher beinahe als wenn sie ihrem Wesen nach über¬
heblich und bösartig sich gebärden. Herr Schinnerer schrieb mir (gleich¬
falls den Ausschnitt sendend), dass der Verfasser unbekannt, sich ihm
in einer Gesellschaft genähert, ihn geschickt angepumpt, erst nach einer
zufälligen Unterhaltung erklärt er wolle diese Unterhaltung veröffentli¬
chen – auf dringendes Ersuchen Schinnerer versprochen nichts über das
projektierte Buch zu bringen (Monumentalwerk) – und – sich nun ebenso
verhalten, wie er es tat.–Sensation – grosser Titel – nur darauf
kommt es ihnen an., – um den Preis machen sie sogar für einen Menschen
Reklam, der ihnen zuwider ist.

Meine Schwester, die mir sehr lieb von Karl und Magda, (der Tochter
von »Wallace« wie sie schreibt) geschrieben hat, lädt mich nach Altaus¬
se[e], -Julius nach Karlsbad ein; -ich aber denke und hoffe Dienstag Früh
in Wien zurück zu sein, – und bald darauf Dich in den Armen zu halten.-
Ich weiss ja nicht, ob Frieda schon in Wien ist, seit Tagen hör ich nichts
von ihr.

Lebwohl, mein Liebes; auf diesen Brief erwarte ich natürlich keine Ant¬
wort mehr. Ich küsse Dich sehr. Dein A.