Arthur Schnitzler an Clara Katharina Pollaczek, 28. August 1928


arbeiten; – und ich weiss auch, was mir das Schicksal gelassen hat (mein
Liebes, ich fühl es sogar stärker als je); aber was geschehen ist -
ja und auch was sie mir getan hat und nicht mir allein, das empfind ich
mit jedem Tag, mit jeder Stunde schwerer; -weil ich es immer klarer em¬
pfinde.–Wie ich Dir schon geschrieben habe dürfte Dora (mit Gatten und
Sohn) schon am 31. oder 1. hier ankommen; -zugleich mit ihnen alle vom
Karersee, möglicherweise Frau Dita Schneider und Dr. Billiter. O. dürfte
mit Michaelis direkt nach Berlin; ich eventuell mit Frau Schneider und
Billiter nach Wien fahren; so dass ich zwischen 4. und 6. wohl zuhause sein
werde. Ich hoffe, mein Liebstes, Du wirst Dich auch für mich einigermassen
erholt haben; – mir scheint es nach Deinen Briefen, dass trotz mancher
Misslichkeiten die Semmeringer Tage Dir seelisch und körperlich sehr
förderlich gewesen sind und egoistisch wie ich bin hoff ich auch,
davon meinen Vorteil zu haben.

Was mir von Briefen aus Wien nachgesandt wurde, hat den alten Ton; -man
könnte über S. F. z.B. lachen, wenn es nicht so kläglich wäre. Und nir¬
gendwo etwas positives.–Mit Deiner Mahnung wegen der Oberstabsarzt-¬
Novelle hast Du gewiss recht. Aber ich will nicht leugnen, dass rein
praktische Erwägungen mir die Vollendung jener angefangenen Sachen
fast zu Notwendigkeit machen.-

Bitte noch hieher schreiben. Im Zusammenhang mit Dir wag ich das Wort
zum ersten Mal wieder niederzuschreiben: ich freu mich auf unser Wie¬
dersehen. Ich umarme Dich von ganzem Herzen. Dein

A.