Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 22. Juni – 10. Juli 1928


Wolfi.–Die gekündigte Hausdame von A. scheint mit Lili zu intrigieren.
Ich ahne Unannehmlichkeiten.

Brief meines Hausherrn wegen grosser Reparaturen, die gemacht werden
müssen. Auf meinen Teil kämen 1300 und etliche Schillinge. Ich kann
überhaupt nicht mehr zahlen. Mag er mich auf die Strasse setzen.

3.7. Zu heiss, um zu schreiben. Gute, ruhige Zeit. Mit A. bei der »Aegyp¬
tischen Helena« (langweilig und schlechter Text von Hugo), aber Anregung
für mich – wer weiss!

Sorgen mit Fredi. Abreise der Kinder nach B. Mein Befinden mässig.
Wallungen und Störungen.

Mit A. bei Savoy Band. Netter Abend. Dann beim »[B]är«. Kallinas Erfolg
übertrieben. Freitag schöner Ausflug über Tulln. Hitze unbeschreiblich.
Brief Sil Vara. »Gespenster im Haus«. Eines der wenigen Stücke, die
das Guild-Theatre ihm noch nicht zurückgeschickt hat. Entscheidung im
Herbst.

5.7. Im Busch-Kino beim »Pilgrim« mit Charly Chaplin mit A. Dann bei
Prohaska genachtmahlt. Gestern Unterredung mit Paul Zsolnay. Soll ihm
den Roman schicken. Halte es für recht aussichtslos.

6.7. Mittag bei A. mit Hofrätin Z. Sehr gemütlich. Am Abend allein
mit A. Besonders gutes Zusammensein. Ich sehe gut aus, obwohl ich mich
physisch nicht wohl fühle. Nachmittag heftiges Gewitter.

Brief vom Fischer-Verlag. Sie haben von Kahane gehört, dass ich ein
Stück »Mimi und Gwendi« geschrieben. Ich soll es zur Einsicht für
den Bünnenverlag schicken. Gott, vielleicht werde ich doch Geld verdie¬
nen. Wie froh wäre ich! Mein Befinden elend. Herzklopfen, Wallungen,
Kopfschmerzen.

10.7. Mit A. im Planetarium. Dann im Kino »Die letzten Nächte einer
schönen Frau«. Dann bei Hartmann am Ring im Freien genachtmahlt. Mein