Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 17.–22. Juni 1928


verlorene Kind«). Sehr begabt, aber scheusslich. Sehr beglückendes Zu¬
sammensein und Einvernehmen zwischen A. und mir.

18.6. Wetter gebessert, aber unsicher. A. eben bei mir. Sehr lieb und
heiter. Sehr gutes Gespräch über uns und unsere Beziehung.

Vormittag 1½ Stunden spazieren gegangen. Steinfeld, dann gegen Rettenbach
und über Doktor Sterzens Abendsitz zurück. Nach Tisch Zauner. Es regnet
schon wieder – wir arbeiten.

19.6. Vormittag in Wolfgang bei unsicherem Wetter. Kirche besichtigt.
Auf einer Bank gesessen. Bestes Einverständnis. Nach Tisch bei Zauner.
Frau Flegmann und die noch ärgere Baronin Rinaldini, Tochter von Julius
Bauer, zu uns gesetzt. Nachmittag furchtbares Gewitter und Regen. Meinen
Roman zu Ende korrigiert. Was werde ich mit ihm erleben?

20.6. Regen! Gegen Mittag spazieren. Es ist wirklich zu schade, dass
man nicht mehr von diesem Aufenthalt hat. Bin nur froh, dass A. gut
aussieht und meist in guter Stimmung ist. Sagte mir gestern, er kenne
keine Frau, die so viele gute Eigenschaften hat als ich. Ich meinte, das
kommt ihm nur so vor, weil er Frauen mit besonders schlechten Eigenschaf¬
ten gekannt hat. Mir wäre lieber, er würde einfach sagen: Ich hab dich
sehr lieb. Aber er findet, ich müsse das fühlen und manchmal merke ich
es auch wirklich.–Gegen Abend im Kino. »Rintintin« – langweiliger Hun¬
defilm. Vor Schluss fortgegangen.

21.6. Es sieht regnerisch aus. Wir reisen. Sehr zärtlicher Morgen – -
Heimfahrt still, etwas gedrückt. Zuhause alles in Ordnung vorgefunden.
Gespräche mit den Kindern. Brief vom Deutschen Theater (Kahane). Er
findete »Mimi und Gwendi« reizend, will mit dem Diektor Klein sprechen.
Buschbeck (Burg) hat in meiner Abwesenheit angerufen. Ich soll entschul¬
digen, dass so lange kein Bescheid kommt. Abend hat A. noch angerufen.

22.6. Vormittag Stadt, Friseur etc. Zu Tisch – Frieda. Nachmittag Emmy und