Clara Katharina Pollaczek an Arthur Schnitzler, 14.4.–15.4.1927


Acht, dass Du Dich nicht erkältest.

Eben haben mich die drei Damen verlassen. Ich kam mir vor
wie bei einem Kaffeekränzchen. Gespräche und Religion, Theosophie, Christen¬
tum et[c]. mit Goethezitaten (von Gretl Königswartern atürlich) Touchant
mais hideux! Sie kam übrigens früher als die Andern, brachte mir Blumen
und erzählte viel Liebes von Frau Wilbrandt-Baudius. Auch sprachen wir
über Besetzungsmöglichkeiten. Etwas verfrüht! Jetzt will ich noch ar¬
beiten, lesen, telefonieren. Für morgen steht vorläufig nur die Hofrätin
Z. am Programm. Vielleicht füge ich noch ein paar Worte bei ehe ich
schliesse.

16.4.

Guten Morgen! Eben erst Deine Karte vom 13. erhalten. So
ist die Post. Habe mir von Frieda die genaue Adresse für diesen Brief
geben lassen. Sie selbst schreibt heute schon nach Constantinopel, wohin
ich auch noch im Laufe des Tages schreibe. Endlich etwas Sonnenschein.
Vormittag an die Luft. Ich habe Sehnsucht nach Bewegung und Zerstreuung,
Damenjausen genügen mir nicht. Ich hoffe, Du hast eine schöne Fahrt
gehabt und die Abreise hat geklappt. Sind Lili und der Capitano pünkt¬
lich eingetroffen? Ich hoffe, diese Zeilen kommen rechtzeitig in Deine
Hände und ich umarme Dich nochmals herzlichst.

Deine

C.K.