Clara Katharina Pollaczek an Arthur Schnitzler, 14.4.–15.4.1927

Wien, 14.4.1928.

An A.S. Mittelmeer.

Liebster,

es ist kein Brief aus Triest gekommen und wenn Du ihn nicht
express aufgegeben hast kommt auch morgen Sonntag nichts an.

Vor der Credit-Anstalt traf ich den J. Benedikt, der mir noch
zum »Aufstieg« gratulierte, der ihm sehr gefallen hat und unbegreifli¬
cher Weise fand, dass ich »jung und entzückend aussehe«, ich finde es nicht.
Nachmittag war Frieda da, der ich zehn grosse Seiten diktierte. Sie schie¬
nen ihr zu gefallen. Für morgen Nachmittag habe ich mir eine Damenjause
angetan, mir graust schon jetzt. Margarthe Königswarter, Emmy Erlanger,
Margarete Blum. Ich bin heute doch nicht mehr ins Kino, da ich schon zu
müde bin. Ich hoffe auf nächste Woche auf mehr Sonne, Wärme und Zerstreu¬
ung.

Von der Presse kann ich trotz wiederholter Anrufe das Honorar
für die Novelle nicht erfahren. Heute wurde ich auf Montag vertröstet.

15.4.

Vor einer Stunde kamen Deine lieben Zeilen aus Triest, für die
ich Dir herzlich danke. Jedesfalls scheint das Wetter dort freundlicher
als hier, denn vorgestern regnete es hier den ganzen Tag und heute wehte
ein kalter heftiger Wind. Ich werde Vormittag kaum fort[g]ehen. Deinen
Brief konnte ich noch nicht ganz entziffern. Wen Du am Bahnhof in Triest
getroffen hast, konnte ich noch nicht herausbekommen, aber es ist auch
nicht sehr wichtig. Beim Schluss sind mir auch ein paar Worte nicht
klar.

Was hat Lili von Alma erzählt? Wie sieht Lili aus?

Tausend gute Wünsche, Grüsse und herzliche Umarmung.

Deine C.K.

Fortsetzung Abend ½9.

Ich habe diesen Brief heute nicht abgeschickt, da man ihn des
Sonntags wegen nicht ausgehoben hätte und auf die Hauptpost bin ich
nicht gekommen, weil das Wetter zu elend ist. Regen und Wind. Gib nur