Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 8.–27. Januar 1928


habe. Nachm. diktiert, am Abend bei A. Es ist eine gute glückliche Zeit.
Ich bin Gott aus tiefstem Herzen dankbar.

11.1. Gäste bei mir. Hofrätin Zuckerkandl, Egon und Emmi, Frieda und
meine Schwester Anna. Sehr netter Abend. A hinreissend, sprach unaufhör¬
lich, wie ein frischer Gebirgsquell. Bertha Z. wie immer originell und
amüsant. Welche Vitalität! Nachtmahl famos, alles gut geklappt.

13.1. Lauter gute, ruhige Tage. Die Arbeit gedeiht und ich bin sehr
glücklich.

17.1. Olgas Geburtstag. Ich bin am Abend bei A. Er weiss nicht, dass ich
daran denke, dass ihr Geburtstag ist.

18.1. Gestern sehr schöner Abend bei A. Die Hand der O. ist von
seinem Kamin verschwunden. Es war eine so hässliche, ungute Hand.

19.1. Netter Abend bei den Kindern in der Herbeckstrasse.

21.1. Die Bäume sollen nicht in den Himmel wachsen. A. kam mich ges¬
tern ins Konzert Paul Weingarten holen und teilte mir lächelnd mit,
dass O. in den nächsten Tagen eintrifft und zirka eine Woche bleibt.
Aegrierte Worte fallen.

22.1. O. angekommen, zwei Stunden später bereits bei ihm. Muss das sein?
Und wenn es auch, wie er behauptet belanglos ist, so wär er mir doch mehr
Rücksicht schuldig?

25.1. Heute Abend O. und die andere Antiquitätenhändlerin S. bei A. zum
Nachtmahl.

26.1. Im Kino mit A. Meine Stimmung elend, ich lehne es ab mit ihm nacht¬
mahlen zu gehen. Bin zu erschüttert und verweint durch den Film
»Die Weber«

27.1. Mit A. im Theater, dann nachtmahlen. Er sieht elend aus. Weise,
literarische und philosophische Gespräche. Er teilt mir mit, dass O.
Montag den 30. fortfährt und bereits besprochen wurde, welche Möbel ihr