Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 24. November – 4. Dezember 1927

Der Abend war sogar reizend. A. fand Magda unwahrscheinlich schön, Magda
A. hinreissend. Ich bin sehr froh. A. brachte erst Egon, dann mich nach¬
haus.

Abend bei Romeo, um die neue Schauspielerin anzusehen. Die Janssen käme
sehr für die Leonilda in Betracht, ich habe Hartmann für Sylvester Thorn
vorgeschlagen.

Die Aufführung war sehr schön, hat mich sehr ergriffen. Es war überhaupt
ein guter Abend. Aber A.'s Abreise naht mit Riesenschritten.

26.11. Sehr schöner Abend bei A. Es ist, als ob dieser Abschied uns ein¬
ander näher brächte als je.

27.11. Schöner Spaziergang mit A. im Prater. Für Nachmittag Gisela abge¬
sagt, um arbeiten zu können. Viele Notizen für die »Corday« gemacht. Ob
ich diese Arbeit je bewältigen werde -

28.11. A. Vorm. bei mir Abschied nehmen. Lächelnde Kontroverse wegen O.,
hinter der doch mehr als ein Lächeln lag. Dabei grosse Zärtlichkeit.

Um ¼ 5 A. noch einmal telefonisch gesprochen, dann sehr intensiv an
»Corday« gearbeitet. Um 9 Uhr gebadet, im Bett noch Frank Harris gelesen.

29.11. Böse Träume, trübseliges Erwachen und doch halte ich diese kurze
Trennung für gut.

30.11. Anruf A.'s aus Berlin, sehr lieb und herzlich. Gehetzte Tage,
Besorgungen, Besuche, komme kaum zur Arbeit.

3.12. Heute Nacht Anruf der Presse, ob ich mich an dem Preisausschrei¬
ben des Volkstheaters beteiligt habe. Wusste im ersten Augenblick
nicht, was sie meinen. Dann fiel mir ein, dass ich im Februar ein Stück
eingereicht habe. Ich sagte: »Ja, warum?« – »Weil Sie einen Preis haben!« Ich
war weg vor Freude, konnte nicht mehr einschlafen. In der Früh schon die
Mitteilung in der Zeitung, telegraphierte A. Mittag bei Bloch geladen,
allgemeines Angratulieren.

4.12. Anruf A. in aller Früh. Er freut sich auch sehr. Bin etwas er¬