Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 23.–28. August 1927


freundschaftliche Beziehung besteht,– es werde mir dadurch nichts weggenommen, nicht
das Geringste. Der Schluss Zärtlichkeiten, (Sinnlichkeit) ohne das einer
von uns seinen Standpunkt aufgibt.

24ten Wundervoller Auto-Ausflug mit Steffenelli nach Sulden. Schöner Tag schö¬
ner Abend in Bozen. Flitterwochen – Stimmung. Aber ich werde ihrer doch nicht mehr
froh. Ich weiss was dieser Winter an Qualen bringen wird.

25 ten Aug. Fahrt nach Gardone, wo wir bleiben sollen. Reise trotz ihrer Kürze
recht abenteuerlich. Nicht zu eruieren ob man in Verona umsteigen muss oder
nicht A. war sehr nervös und zappelig ich sehr ruhig. Bei der Ankunft, Unannehm¬
lichkeiten wegen des Autos, das sich für ein vom Hotel geschicktes Auto ausge¬
geben hatte und dann bezahlt werden sollte. A. tobt, wi[l]l sofort wieder abreisen,
ist mit Allem unzufrieden. Schliesslich behält er w[e]gen des Autos recht und be¬
ruhigt sich. Sehr ermüdet zeitlich zu Bett.

26ten Stiller unwesentlicher Tag, aber ich habe zu arbeiten begonnen und das
ist sehr wichtig. Aussicht auf den See wundervoll.

27 ten Habe A. allein spazieren gehen lassen, will einige Correspondenz erledi¬
gen, damit mir der Nachmittag zum Arbeiten bleibt. Das Wetter ist himmlisch
Ich bin schon viel in der Sonne gelegen. A. rennt ruhelos hin und her.

Gegen Mittag gebadet. Ich nur ein wenig im Wasser geplätschert, da ich wegen
meiner »Galle« nicht schwimmen soll. A. schwamm weit hinaus, dann lagen wir
nebeneinander in der Sonne. Wir gingen in den Schwimm- Anzügen
ins Hotel zurück. Ich glaube ich habe gut ausgesehen -- A. kam in mein Zimmer--
Nachmittag gut und fleissig gearbeitet.

Der Abend von einer tiefen Traurigkeit. Wir sind sehr freundlich zu einander,
aber wirkliche Herzlichkeit kommt nicht auf. Nicht meine Schuld.

In einem Beisel gegessen dann hier in der Halle gelesen. Steppen- Wolf von Hesse-
28ten Vormittag Spaziergang nach Fasano. Heiss und stimmungslos. Kam etwas müde
heim liess A. allein baden gehn. A. Brief von Dora M. Sie ist mit der O.
zusammen. Ich fühle wie diese Frau von allen Seiten arbeitet und die Einflüsse
sich in A.'s Verhalten mir gegenüber auswirken.

Der Abend womöglich noch trister. Wir haben beide bis 7 gearbeitet. Ich wäre