Arthur Schnitzler an Clara Katharina Pollaczek, 16. August 1927


ich werde morgen jedesfalls hinauffahren. Im Hotel selbst scheinen
keine Zimmer frei zu sein, aber in einem Nebenhaus. – O, Saison! –
Von Dora hatte ich ein Telegramm noch aus Berlin,– sie ist von gestern
an am Karersee, Latemar; wahrscheinlich fahre ich Samstag hinauf und
bin Sonntag Abend vorraussichtlich wieder zurück und am Montag spä¬
testens bist Du hier. Uebrigens ist Deine Angst vor einer Sonntags¬
reise unbegründet; – für Fernstrecken haben ja diese Ueberfüllungen
keine Geltung. Immerhin wäre zu erwägen, ob Du nicht in Villach über¬
nachten und so Montag Mittag in Bozen ankommen könntest: –
wir könnten dann schon Dienstag weiter oder vorerst eine Tour mit
Stefenelli machen. Bozen selbst als Hauptquartier ist immer ein ent¬
zückender Aufenthalt. Ich lasse jetzt meine Koffer hier im Hotel
stehen (ohne das Zimmer zu behalten) und fahre sowohl nach Kloben-¬
stein wie nach Karersee als Tourist. – Selbstverständlich denke ich
nicht daran in Bozen zu bleiben. Wie ich Dir schon telegraphiert
habe kommt je nach Wetterlage Gebirge oder Gardasee in Betracht. Nach
dem 20. gibts keine Schwierigkeiten mehr Zimmer zu bekommen – und am
Gardasee ist noch nicht voll. Natürlich denke ich nicht an Riva, son¬
dern an Gardone oder Sirmione. (Ich möchte gleich bemerken, dass
es mir mit Venedig gar nicht eilt und mit Wien schon gar nicht.)
Zsolnay erstaunt mich natürlich gar nicht und übrigens ist wieder
alles mögliche von ihm hier zu sehen; – nur weit und breit keine Else.
Zweifellose Absicht! – und gewiss hast Du an dieser Antipathie (die
in Sichdurchschautwissen begründet ist) mitzuleiden. Was die son¬
stige aus Wien nachgeschickte Correspondenz betrifft: Schweigen im
Filmwalde; – und auch Amerika hält die Taschen zu.

So ein Tag ganz allein, in einem angenehm kühlen (ja kühlen!) Zimmer
hat immer wieder seinen Reiz. Zum Herumspazieren in der Umgebung wäre
allerdings ein wenig zu schwül. Gegen Abend will ich gegen Gries zu
wandeln. Mein körperliches Befinden durch das schlechte Bett und