Zwischenbemerkung, 5. Juni 1927

Von Frau L. hatte mir A. schon vor Beginn unserer Beziehung er¬
zählt und mir Gesagt dass er in einer herzlichen harmlosen Freund¬
schaft zu ihr stehe, die von tratschsüchtigen Leuten, besonders wäh¬
rend seiner Scheidungs- Geschichte mit der O. misdeutet worden sei.
Sie hätten sich gegenseitig viel über ihre Ehen anvertraut Frau L.
habe einen Freund es bestehe nicht die leiseste Bindung zwischen ih¬
nen und eigentlich sei ihn der Professor L. (ihr Mann ) der sympathische¬
re von Beiden. Ich legte daher seinen Besuchen dort gar keinen Werth
bei. Aber später ärgerten mich die allzu häufigen Aufforderungen die
an A. ergingen, das Hineinspielen der L's in das Sommerprogramm, die vielen
Ausflüge zu denen er abgeholt wurde. Nochmehr vielleicht dass Frau L.
wenn sie wirklich Freundschaft für A. empfand nicht den Wunsch hatte
mich kennen zu lernen ja dass A. uns geradezu auseinander hielt.
Schliesslich lernten wir uns dadurch kennen, dass das Ehepaar L.
einmal zufällig hinter uns in der Oper sass. Ich kannte die Frau
schon vom sehen – unhübsch, puppenhaft sehr auf O. stiliziert der sie
offenbar ähneln wollte und auch so affektiert. Sie benahm sich an die¬
sem Abend neckisch und ein wenig auf Weltschmerz posierend.
Es kam öfter zu Controversen zwischen A. und mir und einmal sogar zu
einem Conflict, als A. sie in Reichenau besuchte und gegen seine vor¬
nige Absicht über Nacht blieb, um sich am nächsten Tag an einem Ausflug
auf die Rax zu beteiligen. Ich glaubte damals es sei ein Auto-unglück
geschehen, da er mit dem Gatten am Abend hätte zurückkommen sollen,
und regte mich sehr darüber auf. Schicksalhaft, dass Frau Wilma L.
bei einer Autofahrt auf derselben Strecke den Tot fand-