Arthur Schnitzler an Clara Katharina Pollaczek, 27. April 1927


Ich will heute nicht mehr sagen; – ich müsste hundertmal
Gesagtes wiederholen und es ist keineswegs Eigensinn, wenn ich im
mer wieder auf dasselbe zurückkommen muss, da ich doch immer nur
meine Ansicht der Deinigen gegenüberzustellen vermag. Durch das
was ich zu tun und zu unterlassen für richtig finde wird weder
Dein Recht noch Deine Würde verletzt und auch Dein Gefühl kann es
nicht werden, wenn Du nicht an mein Wesen (in dem natürlich auch
meine Mängel enthalten sind) Forderungen stellen wolltest, die ich
nicht erfüllen kann. Du kennst mich doch, -ich habe mich auch nicht
verändert seit Du mich kennst; auch meine Lebensverhältnisse waren
Dir von jeher bekannt; es ist doch nichts Neues in meine Existenz
getreten seit wir uns kennem und lieben, Du weisst, dass ich nie-
manden von mir mehr gebe als Dir – von meinen Kindern abgesehen -
das ist aber doch etwas ganz anderes. Keineswegs rührt die Rolle,
die die Mutter dieser Kinder in meinem Dasein spielt, und über
deren Ausmass Du doch sehr genau unterrichtet bist, wenn Du sie
auch aus äusseren Gründen als störend empfindest, weder an meine
noch an Deine Existenz, noch an die Beziehung zwischen mir und Dir.
Also lass mich gewähren und vertraue mir. – Nun aber, mein Kopfweh
hört nimmer auf, ins Freie. Sei zärtlich umarmt Dein A.