Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 28.–30. August 1926


Zeit so lieb und geduldig gewesen, was er mir hoch anrechne und
er brauche nur ein paar Tage des Alleinseins, um sich ganz auf
seine Arbeit zu konzentrieren, und ich sei die angenehmste Reisege¬
fährtin u.s.w. Jedenfalls ist wieder jede Spannung beseitigt.
Morgen fährt er für 2 Tage nach Grindelwald Dora M. besuchen, dann
bleiben wir noch zusammen bis 4., dann ich allein über Innsbruck
nach Aussee. Am 9. wohl nach Wien, wo A. am 10. eintreffen dürfte.
Seine Verstimmung hängt auch damit zusammen, dass er vom Verlag F.
keine Antwort wegen des Diagramms hat, was auch ich ungeheuerlich
finde. Die Leute sind zu blöd, um diese Arbeit zu verstehen, aber
die pure Achtung vor seiner Persönlichkeit hätte eine sofortige
Antwort gefordert. Ich glaube er hat viele Feinde, die an der
Arbeit sind.

29.8. Heute Früh ist Arthur nach Grindelwald gefahren. Ich wünschte
schon fast diese Abreise, damit seine Depression und meine zunehmen¬
de Verstimmung nicht unser Einvernehmen stört. Vielleicht wird die¬
se kurze Trennung die letzten Tage des Beisammens doppelt schön
machen. Wie traurig, dass es bei ihm solcher Kunststücke bedarf,
damit er wieder weiss, dass er mich liebt. Schon wie der Zug sich
in Bewegung setzte, sah man seinem Gesichtsausdruck an, dass er
fühlte, was wir uns sind und dass er sich seines schwierigen Wesens
bewusst ist. Ich bin Vormittag lange in der Sonne des wundervol¬
len Hotelgartens gesessen, habe geschlafen, an Karl gechrieben und
will jetzt am Roman arbeiten. Es ist zu dumm, wie schlecht ich das Al¬
leinsein vertrage. Es ist eine Nervensache. Ich werde ein Angstge¬
fühl nicht los und wenn ich an die Heimreise denke wird mir bei¬
nahe schlecht.

30.8. In der Früh um ½9 hat mich A. bereits angerufen, er sagte, er