Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 23.–25. August 1926


Roman »Therese« gesprochen.

Gestern und heute nach Tisch beim Zuckerbäcker gewesen. A. ist ge¬
näschig wie ein kleines Kind, er ist überhaupt oft wie in kleines
Kind.

24.8. Bin Vormittag zuhause geblieben unter dem Vorwand mit dem
Einpacken beginnen zu wollen, hauptsächlich aber um A. einmal al¬
lein herumsteigen zu lassen. Es ist ganz gut für ihn. Ich habe auch
wirklich gepackt, seine Handschuhe gewaschen und für ihn geflickt.
Er kam früher zurück als ich dachte, war sehr lieb und zärtlich,
sagte ich sei bildhübsch und sehe aus wie ein 18jähriges Mädel!!
Mehr kann man nicht verlangen, wenn man angehende Schwiegermutter
ist. Nach Tisch wieder beim Zuckerbäcker, am Rückweg zufällig sei¬
nen Schwager Prof. H. getroffen.

Wetter weiter märchenhaft. Keine Wolke am Himmel. Viele liebe
Briefe von Cary. Am 31. will er mit seiner Braut zusammentreffen und
mit ihr zusammen nach Aussee. Am 5. werde ich wohl auch dort sein.
25.8. Abschiedsstimmung. Wie dumm ich bin. Morgen sollen wir von
hier fort, wahrscheinlich Interlaken, dort 1-2 Tage, dann A. zu Dora
M. nach Grindelwald und eventuell eine Begegnung mit Lichtensterns.
Ich allein nach Luzern weiter, dann nach 4-5 Tagen A. wieder bei
mir. Nachher voraussichtlich noch ein paar Tage und ich allein
nach Aussee, wo ich mit den Kindern Karl und Magdi zusammentreffen
will. Könnten wir nicht bis dahin zusammenbleiben? Ich bin viel¬
leicht undankbar, aber ich verstehe einfach nicht, wa¬
rum früher auseinander als man muss, wenn es so schön zusammen
ist. Aber er muss sich und Andern seine Selbständigkeit, seine
Unabbängigkeit beweisen.

Heute Mittag war davon die Rede, dass er es nie verstanden hat
Freunde und Verehrer sich zu erhalten. »Ja, Verehrer, die man sich