Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 16.–23. August 1926


wie die Dekoration einer alten italienischen Oper. Alter Gasthof. Ich
bin übermüdet, aber wir sind sehr lieb zueinander.

17.8. In Zermatt gelandet, Hotel Beau Site. Sehr einfach, bescheidene,
saubere Zimmer, aber lächerlich teuer. A. ist verstimmt über den Mangel
an Komfort.

18.8. Ruhetag. Gute Stimmung, aber A. fühlt sich physisch nicht wohl.

19.8. Ausflug auf den Gornergrat, 3200 Meter hoch. Es ist herrlich. Ich
hatte etwas Herzklopfen. A. fühlt sich physisch nicht wohl, seine Stim¬
mung leidet darunter. Im Zug fielen ihm immer die Augen zu.

19.8. Abend. A. ist wieder frischer, gemütlicher Abend, aber doch nicht
ungetrübt.-

20.8. Vormittag Spaziergang in die Gornerschlucht, heiss und unbehaglich.
Wir kehrten am halben Weg um. Zum Lunch Stefan Zweig, den ich gestern
auf dem Ausflug durch A. kennen lernte. Gute Stimmung, anregende Ge¬
spräche. Z. kluger, aber nicht durchaus sympathischer Mensch. Nach¬
mittag Handschuhe für A. gewaschen. Sehr fleissig am Roman gearbeitet.
Bummel mit A. in das Dorf. Später Düsterkeit A.'s,ich brauche wieder viel
Geduld.

21.8. Wunderbarer Tagesausflug an den Schwarzsee und über die Staffel¬
alm zurück. Sieben Stunden marschiert. Dazwischen 1½ gerastet. Durch¬
aus glänzende Stimmung. Nach der Heimkehr gebadet, ganz auf dem Zimmer
genachtmahlt – es war sehr lustig -

22. Spät aufgestanden. Kleiner Spaziergang, am Waldesrand gesessen. Ge¬
spräch über historische Stücke. Habe A. sehr geraten ein Kaiser Josef¬
Stück zu schreiben.
Nach Tisch mit Kapellmeister Wetzelsberger aus Nürnberg gesprochen,
netter, sympathischer Mensch.

23.8. Wieder bei herrlichstem Wetter und bester Stimmung Vormittag
Spaziergang. Hoch hinauf gestiegen, auf Matten geruht. A. viel von dem