Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 5.–16. August 1926


bessert, aber trüb. Zwei sehr liebe Briefe von A. Ich bin so
froh.

7.8.1926. Mit dem Einpacken beschäftigt. Reisefieber. Abend mit Carry.

8.8.1926. Trenne mich schwer von Karl. Regenwetter.

Zürich, 9.8.1926. Grausliche Reise, zu Sechst im Coupé. Ein Herr Waniek
im selben Waggon, kommt dreimal zu mir. Er ist mir unsympathisch.
Hier von B's begrüsst. Sie sind lieb, gut, harmlos. Mein Zimmer (Baur au
Lac) entzückend. Nachmittag Autofahrt nach Luzern. Pauly hat hier ein
Auto zu ihrer Verfügung. Ich verstehe sie und ihre Beziehung nicht.

10.8. Anruf Arthur in aller Früh. Wir dürften uns früher treffen als
verabredet war. Seine Stimme klang lieb. Nachmittag bei schönen Wetter
Seefahrt.

11.8. Regenwetter. Die P.'s sind ja lieb und herzig, aber ein bisserl
zu unfein auf die Dauer. Besonders die liebe gute H. Gegen mich sind
sie entzückend.

12.8. Anruf A. Er ist bereits allein in Bern. Ich hätte schon heute
zu ihm können, ich lasse es auf morgen. Ich fühle mich leider nicht
ganz wohl, erkältet und das Herz. Ich hoffe, es geht rasch vorüber. Ich
freue mich auf das Wiedersehen und fürcht mich doch auch ein bisserl.
Bern, (Bernerhof) 14.8. Seit gestern hier. Das Wiedersehen so schön,
wie es noch nie war. Der Himmel blau und wolkenlos. Am Abend Bummel
durch die Stadt. Wundervoller Sonnenuntergang. Ich fürchte mich so
glücklich zu sein. Heute Ausflug an den Thunersee, es ist ½10 Uhr Früh.

Thunersee sehr lieblich, aber nicht zum Bleiben einladend. Enger Strand,-
unsympathisches Bad. Flitterwochenstimmung. Abend im Kino. Französi¬
scher Film »Heimliche Sünder«.

15.8. Autofahrt nach Gurnigel. Wundervoll. Nachmittag gepackt.

16.8. Ermüdender Ausflug nach Montana hinauf mit der Absicht zu bleiben.
Leider unmögliche Hotels. In Brieg übernachtet. Altertümliches Städtchen