Clara Katharina Pollaczek an Arthur Schnitzler, 5. August 1926

Heute kam auch Brief von Hermine. Ich kann im Baur au Lac
ein hübsches Zimmer für 12 frcs. durch sie haben. Gotthard verlangt
9-11 frcs. und wenn gerade nichts frei ist, so werden sie mir bei der
Ankunft ein provisorisches Zimmer geben. Bei dem geringen Preisunter¬
schied und den sonstigen Vorteilen werde ich diese zwei Tage im Baur
wohnen, es aber niemand sagen, da es sonst beredet wird. Hermine schreibt,
der Herr in Zürich hätte ihnen Zimmer im Dolder bestellt, aber sie seien
aus Rücksicht für mich etc. lieber ins Baur gezogen. Also bitte lasse
mich dort ein paar Zeilen von Dir finden. Ich werde mich dann gleich
sehr wohl fühlen. Ich lege Dir einen Zettel bei, auf den ich während,
oder richtiger nach der Lektüre der Bad[e]ner Novelle den sich mir aufdrän¬
genden Schluss aufschrieb. Ich bin schon sehr begierig, was Du indessen
gemacht hast.

Ich habe der Frieda auch einige »Else« -Korrekturen diktiert
und hoffe heute noch in Ruhe ein bisel an Roman weiterzuarbeiten. Aber
am besten werde ich arbeiten, wenn ich Dich im Nebenzimmer wissen werde.
Es wird wunderschön sein und Du wirst mich gar nicht spüren, nur wenn
Du mich spüren willst.–Und es macht mir gar nichts, wenn ich ein paar
Tage allein bin – im Gegenteil, wir werden uns dann wieder zusammenfreuen
so wie jetzt. Wenn ich Dich nur in der Schweiz wieder treffe!
Heute ein festes Programm zu machen wäre verfrüht, auch ist es hübsch
den Schluss der Reise von Stimmung, Wetter und plötzlichen Einfällen ab¬
hängig zu machen.

Jetzt muss ich den Bücherkasten reinmachen gehen, in die Stadt
wandere ich heute nicht. Morgen kommen die letzten Kommissionen und
»Verschönerungen«, Friseur etc. Ich sehe übrigens blass und müde aus und
[h]ab wirklich Erholung nötig. Ich schreib natürlich noch morgen oder Samstag.
Jetzt Geliebter lebewohl für heute. Ich küsse Dich – ich küssen Dich.

Deine

C.K.