Clara Katharina Pollaczek an Arthur Schnitzler, 2. August 1926


zu Schleiffelder eine zweite Brille nach dem neuen Re¬
zept Sachs anschaffen. Diverse Kleinigkeiten besorgt,
nach Tisch zu schlafen versucht, aber zu arge Kopfschmer¬
zen. Um 3 Uhr wieder gewitterartiger Wolkenbruch, um 4
Uhr in die Grinzinger Allee 43 eine Wohnung anschaun, die
gestern annonciert war. Unbrauchbar, feucht und am Ende
der Welt. Verschiedenes zum Einpacken vorgerichtet. Du
ahnst ja nicht, mein Liebes, was es heisst mit diesem Per¬
sonal Reisevorbereitungen treffen. Ich muss alles selbst
machen, an alles denken und stosse nur auf Widerstand
und passive Resistenz. Du darfst nicht vergessen, dass ich
ja nicht zusperren kann, dass die Mieter und Carly blei¬
ben, dass das Werkel weitergehen muss und ich für alle
Eventualitäten Vorsorge zu treffen habe. Ich habe es
vielleicht sehr nötig auszuspannen, trotzdem würde ich
nicht daran denken fortzugehen, wenn es nicht wäre, um
mit Dir zusammen zu sein. Ich habe grosse, grosse Sehn¬
sucht nach Dir. Es ist vielleicht sehr dumm, dass ich es
Dir sage, aber in der Richtung bin ich nicht raffiniert.