Arthur Schnitzler an Clara Katharina Pollaczek, 13. Mai 1926


Heini mit mir ins Hotel, blieb bis zur Theaterzeit bei mir; ich
legte mich mit Thermophor zu Bett: Durchsicht der nachgesandten
Korrespondenz, die nichts von Bedeutung enthielt (ausser
einem schönen Brief von Brandes über »Weiher«). – Gestern Vormittag
mit Dora Spaziergang im Thiergarten; – dann die Kinder und O. im
Hotel; nach dem Essen Herr Adolf Lantz (uralter Bekannter, jetzt
in der Filmbranche[)]. Ich erzählte Dir von ihm; – lange geschäftliche
Gespräche; er in steter Verbindung mit Conrad Veit, der dringend
Manuscripte sucht (übrigens während unserer Abwesenheit in Wien
und seiner dortigen Anwesenheit bei mir anrief). Ich hatte eben
Nachricht erhalten, dass das Manuscript der Grossen Szene aus
Amerika zurückgelangt sei; – ich telegraphierte auch gleich an
Frieda Pollak es hieherzusenden; – Lantz versprach mir, dass Veit
innerhalb 24 Stunden das Manuscript lesen und sich entscheiden
werde. Und Du weisst ja, wie verlässlich Filmleute sind. Immerhin
soll diese Chance nicht unversucht gelassen werden.

Abend war ich mit Lily bei Herodes und Marianne; Heini spielte den
römischen Boten, eine kleine Rolle sehr gut. Nachher spedierten
wir Lily nach Hause und ich nachtmahlte mit Heini (der einen neu¬
en Vertrag mit gesteigerter Gage hat) – Barnowsky (der Heini ges¬
tern zufällig traf) wird mich anrufen (ich melde mich nicht).

Morgen Fischer und Feilchenfeld. – Heute Mittag bei Dora. Abend
mit Lily »Medea« (nicht Grillparzer) sondern von J.... mit Heini
in einer grösseren Rolle (in der er erheblichen Erfolg hatte). -
Dass der 15. gerade in meinen hiesigen Aufenthalt fällt, trifft
sich natürlich ganz zufällig; – hätt ich nicht die Plätze auf dem
Delfino bekommen, – so hätte ich mit einem Holländer-Schiff fahren
müssen und wäre am 15. gerade in Amsterdam angekommen. Möchtest
Du nicht übrigens, Liebes, endgiltig diese in jedem Sinne kindlichen