Arthur Schnitzler an Clara Katharina Pollaczek, 13. Mai 1926


Empfindlichkeiten nach jener Richtung hin sein lassen? Ich muss
alle meine Dispositionen, mit denen Dir niemals ein Unrecht,
auch kein ideelles zugefügt wird, in Unabhängigkeit treffen können.-
Dass Du sehr fleissig bist habe ich (Du nimmst es ihr hoffent¬
lich nicht übel) von Frieda P. gehört. Ich freue mich, dass Du
die »Treppe« wieder aufgenommen hast und bin sehr gespannt, was aus
ihr werden wird. Ich selbst war, mit meinen verschiedenen Plänen be¬
schäftigt, habe aber (ausser einigen Bemerkungen) nichts geschrieben.
Der Schluss der Badner Novelle macht mir weitere Sorgen. Was zu¬
nächst fertig wird dürfte jedesfalls das Diagramm sein.

Deine Gesundheit und hoffentlich Deine Stimmung ist gut – lass es
Dir weiterhin wohl gehn und denke meiner mit guten Gefühlen (deren
ich nicht ganz unwürdig bin). Ich will heute den Tag meiner An¬
kunft in Wien noch nicht festsetzen, um ihn nicht am Ende wieder
hinausschieben zu müssen. Du wirst ihm begreiflicherweise recht¬
zeitig erfahren. Ich freue mich unserem Wiedersehen und allem
was damit zusammenhängt, mehr entgegen als ich die Gabe besitze
es auszudrücken.

Mit zärtlichen Küssen

Dein A.