Clara Katharina Pollaczek an Arthur Schnitzler, 10.–11. Mai 1926


nicht auf Berühmtheiten. Auf den Menschen, auf das Herz, das mir gehört,
will ich stolz sein. Dafür sollst Du auch gar nichts von mir wissen -
Du frägst nicht nach mir – also schweige ich. Umso besser, wenn ich
nicht antworten muss.

11.5.

Wieder ein Brief aus Las Palmas, 20 Seiten. Aber was wären
die 20 Seiten, wenn nicht die paar lieben guten Worte da wären, die von
Liebe und Sehnsucht erfüllt sind – erfüllt scheinen. – Einen Augenblick
fühlte ich Dich ganz nah, so wie schon lange nicht. So, als ob ich Dei¬
nen Kopf zwischen meine Hände nehmen könnte – aber nur einen Augen¬
blick. Du hättest mich nicht so allein lassen sollen – nicht so al¬
lein.

Diesen Brief wirst Du nie erhalten. All das schrieb ich ja
nur mehr für mich, um mir über meine Gedanken und Empfindungen klar
zu werden und bin mir doch nicht klar – -

Heute kommst Du wohl in Berlin an.

Diesen Brief hatte ich A. später einmal
persönlich gegeben

Clara Kath. Pollaczek