Clara Katharina Pollaczek an Arthur Schnitzler, 26.–28. April 1926

Wien, 26.4.26.Abend.

Seit ½6 Uhr wieder hier. Habe Deinen Brief aus Patras und
die Karte aus Neapel vorgefunden. Dass die »Martha Washington« kein
besonders schönes Schiff ist, sagten mir schon Hermine und Paula, die
einmal mit ihr fuhren. Aber es war schon zu spät, um Dir noch abzureden.
Es tut mir auch sehr leid, dass das Wetter, wie ich leider befürchten
musste, nicht sehr schön und ziemlich stürmisch war. Denn auch bei uns
ist erst seit gestern Nachmittag richtiger Frühling.

Ich hoffe nur, dass die gute Seeluft trotzdem ihre Schuldig¬
keit getan hat und Du Dich sehr wohl und erholt fühlst. Ich sprach
eben Frieda telefonisch, die auch noch keine telegraphische Adresse
aus Lissabon hat.

27.4.

Ich war gestern zeitlich im Bett und hatte noch den Besuch
von Dr. Bloch, um ihn wegen meiner Schmerzen zu konsultieren. Er konnte
gar nichts finden und sagte, es kann die Gallenblase, es kann eine
Darmkolik gewesen sein, verordnete Nichts und ich bin so klug wie
zuvor. Byk rief mich an, um sich nach meinem Befinden zu erkundigen
und frug nochmals wegen der Wachau. Ich blieb bei dem Nein. Cary sass
da nun noch bis 11 Uhr bei mir.

Heute Vormittag bei herrlichem Wetter in der Stadt, die
mir selbst nach dieser kurzen Anwesenheit fremd und sonderbar distan¬
ziert vorkam.–Heute Nachmittag, also jetzt gleich, nehme ich die »Trep¬
pe« vor und um ½8 erwarte ich Herrn Horina (Schneider). Bitte
schicke mir doch auch ein Bild mit Lili, es würde mich freuen.

28.4.

Noch immer keine Nachricht aus Lissabon. Ich war Vormittag
im Büreau der Cosulich-Linie, um zu hören, wann die »Martha Washington«
in Lissabon angekommen ist. Man kann mir erst Anfang nächster Woche
Bescheid sagen.