Clara Katharina Pollaczek an Arthur Schnitzler, 24.–26. April 1926


und ich glaube, es wird jetzt gehen, obwohl ich noch nicht weiss, für was
ich mich zunächst (ausser der »Treppe«) entschliessen werde. Ich habe ver¬
schiedene Pläne.

25.4.26.

Noch kein Telegramm von Dir. Wenn es im Lauf des Tages
kommt, kann ich den Brief doch erst morgen aufgeben, denn heute Sonntag
ist die Post geschlossen. Es regnet und der Himmel ist grau.

26.4.1926.

9 Uhr Früh.

Ganz unerwartet kam gestern gegen Mittag die Sonne he¬
raus und noch unerwarteter und ungeladen kam Byk schon zu Tisch, wäh¬
rend alle Andern erst zum Tee erschienen. Nachmittag waren wir 12 Per¬
sonen, obwohl alle Kinder in die Stadt fuhren. Wir sassen alle in der
Sonne unter einem klaren blauen Himmel und es war recht gemütlich. Ich
sah besonders gut aus, (sowas weiss man immer selbst und merkt es der
Umgebung an.) Um 6 Uhr war ein sehr üppiger Tee. Leider bekam ich spä¬
ter wieder denselben Anfall, wie vor zwei Monaten bei meiner Cousine. Ich
sprach gerade mit meinem Bruder Otto, als die Schmerzen begannen, schlän¬
gelte mich unbemerkt zur Türe hinaus und erreichte mühsam mein Zimmer,
wo ich mich eine Viertelstunde in Schmerzen wand und meine Schwester
mich endlich stöhnend fand. Ebenso plötzlich hörte es wieder auf und
ich war nachpeiner halben Stunde wieder bei den Gästen. Es ist sehr un¬
angenehm, aber es beunruhigt mich gar nicht, denn es bleibt keinerlei
Empfindlichkeit zurück. Alle diagnostizierten »Galle«. Man blieb noch
bis gegen 9 Uhr zusammen. Byk wollte mich durchaus überreden morgen
Dienstag mit ihm den Ausflug in die Wachau zu machen, da die Blütezeit
nur noch nach Tagen zählt. Ich habe aber abgelehnt. Es ist 9 Uhr Früh
und ich sitze bereits im Garten in der Sonne. Anna musste in einer wich¬
tigen Angelegenheit für 3 Stunden in die Stadt. Die Kinder sind auch