Arthur Schnitzler an Clara Katharina Pollaczek, 2. Mai 1926


weise noch Kost empfinde ich als mir gemäss. Meine Skizzen habe ich
alle durchgesehn und bin nun bei der Badener Novelle, deren Schluss
ich mir eben vornehmen will. Ich bleibe zu diesem Zweck an dem
(einzigen) Schreibtisch des Drawingrooms sitzen; (mit dem Seiten¬
blick aufs Meer). Der Himmel ist bedeckt und es ist eher kühl. -
Ich werde diesen Brief wohl nach Lissabon mitnehmen und dort auf¬
geben; er wird kaum früher bei Dir sein als ich in Hamburg anlan¬
ge (am 10. oder 11.–das Schiff hat von Südamerika her wegen Wind
eine 8 Stunden Verspätung, wie gemeldet wird (vom Schiff aus, Radio). -
In Berlin werden wir uns circa 6 Tage aufhalten; kurz nach dem
15. hoff ich daheim zu sein.

Berlin wohn ich voraussichtlich wieder im Esplanade; bis dahin
hast Du natürlich noch weitere Nachricht-

Du hast hoffentlich regelmässig geschrieben, so dass ich in Lissa¬
bon eine Art Tagebuch von Dir in Briefform erhalte; ich sehne
mich sehr nach Deinen Schriftzügen, Deinen Worten,– und andern
Zeichen Deines Daseins und Deiner Empfindungen, auf die ich frei¬
lich noch geraume Zeit werde verzichten müssen. So sei denn in
die Ferne hin zärtlichst umarmt von Deinem

A.