Arthur Schnitzler an Clara Katharina Pollaczek, 17. April 1926


(gegen den Fahrplan) der Fall sein und hoffe ich morgen Sonn¬
tag diesen Brief aufgeben zu können, ( was ihn aber kaum hindern
wird, später anzukommen als der nächste, den ich wohl in Neapel
absenden werde.– Das Bett ist hart; – und heut Nacht hat durch
die Decke ein wenig geregnet – leider gerade auf meine Hemden,
die glücklicherweise durch das gleiche Brett, auf dem ich jetzt
schreibe, ein wenig geschützt waren.– Das Essen gut und wie auf
Schiffen üblich sehr reich; die Bedienung gut. Die Gesellschafts¬
räume beschränkt, das Publikum indifferent. Im ganzen ist das Schiff
zweitrangig; – sozusagen bürgerlich elegant, mit Betonung der Bürger¬
lichkeit.

Gethan, insbesondere geschrieben hab ich natürlich noch nichts, ge¬
lesen keine 10 Seiten – wenn ichs versuche schlaf ich ein. – (Lili
schlief heute Nacht 14 Stunden ohne Pause). – Ich spaziere auf den
verschiedenen Verdecken hin und her, – oder strecke mich in einen
Liegesessel (um gleichfalls sofort einzuschlafen). – Jetzt eben
will ich es wieder thun (aber doch zu lesen versuchen). – Nach
einer ziemlich durchschaukelten Nacht Ankunft in Patras bei Regen –
Ich lasse den Brief ans Land schaffen.

Mit zärtlichen Küssen innigst Dein

A.