Wien 1. März 1926
Ich an Arthur als er mir plötzlich telefo¬
nisch mitgeteilt hatte, dass er mit Lily
eine Mittelmeer- Reise macht ohne vorher
eine Silbe über dieses Project gesagt zu haben
Wenn ich unserem heutigen Morgengespräch noch diese Zeilen nachsende so ge¬
schieht es in dem Bedürfnis, dass was mich zu einem ebenso spontanen, wie
bleibenden Entschluss trieb, für dich und mich noch einmal festzulegen und je¬
de Möglichkeit eines Misverständnis für eine spätere Rückerinnerung auszuschal¬
ten, denn hinter Allem was ich dir noch sagen könnte steht unverrückbar der
Schlusspunkt.– Ich mag mit meinem Verstand mit meinen Herzen den Fall erwägen,
– das Resultat, bleibt immer dasselbe. Du sagst, ich verhalte mich, als ob
du mit einer andern Frau, und nicht mit deiner Tochter auf Reisen gehen woll¬
test. Ja, um Gotteswillen soll denn das Um[-] und Auf einer Beziehung darauf
beruhen, dass man sich die äussersten Grenzen der Treue hält und darf man nicht
anderes verlangen, oder richtiger erwarten? – Gewis[s] würden Aussenstehende lä¬
cheln, wenn sie hören würden dass ich eine Reise mit deiner Tochter als eine
kränkung empfinde, aber doch nur solche, die den Fall, losgelöst von der gan¬
zen Situation und Allem was vorangieng zu hören bekämen.
Du hast ganz genau gewust, was du tust – mir tust, als Du diesen Reise – Ent¬
schluss fasstest und ihn mir nachher mitteiltest, wie eine Belanglosigkeit.
Rein verstandes mässig musstest du dir sagen, dass wenn Dir noch überhaupt
etwas an mir liegt, und Du mich nicht verlieren willst, Du der Kette von
Lieblosigkeiten und Kränkungen, nicht auch noch diese hi[n]zufügen kannst.
Aber Du sagtest dir einfach,– sie hat sich schon mit so Vielem abgefunden, ist
nach einer kleinen peinlichen Scene immer zur Tages-Ordnung übergegangen – es
wird auch diesmal so sein – nehmen wir halt ein paar unangenehme Stunden mit
in den Kauf.
Nicht einen Augenblick störte dich die Erwägung dass ich einen Arbeits und sor¬
genschweren Winter hinter mir habe, das sich eine Erholung, eine Ausspannung