An A.S. Berlin.
Wien, 17.10.1925.
Liebster, heute bin ich noch ohne Nachricht von Dir und wenn Du
gestern nicht express geschrieben hast, kriege ich auch morgen nix
(wegen Sonntag), was sehr traurig ist. Ich habe Dir heut sehr viel zu
berichten. Ich glaube, hoffe, dass sich die Wohnungsfrage in einer sym¬
pathischen Weise lösen wird, die, wenn auch finanziell nicht glänzend,
mich doch auch von den ärgsten Sorgen befreien könnte. Ein Neffe
meiner Schwägerin Spiegler (Sohn jener Nina Spiegler die mit Mahler
befreundet war) soll mit seiner jungen Frau die Zimmer mieten u. zw.
mit Frühst[ü]ck Beleuchtung, Bedienung (u.[ ]zw. durch eine Bedienerin,
die ich durch 2 Stunden in der Früh nehme um 3.800.000 Kronen). Nach
Abzug meiner Spesen blieben mir 3 M. Natürlich wenig, aber es ist doch
eine Grundlage und sowohl Cari als ich können in unseren Zimmern blei¬
ben und die beiden Menschen würden mich nicht im Geringsten stören,
da sie beide bei Holzknecht in Röntgeninstitut angestellt, den ganzen
Tag ausser Haus wären und überhaupt angenehm und bescheiden sind. Ich
hoffe so, dass es zustande kommt und dass ich endlich zur Ruhe und
gleichzeitig zur Arbeit komme, nach der ich mich schon sehne. Gestern
Nachmittag war Frieda P. bei mir und wir tratschten sehr gemütlich bei
meinem Kaminfeuer. Sie ist so ein guter und warmer Mensch, was mir
immer sehr sympathisch ist. Am Abend war ich bei Otto und Emmy. Nach¬
mittag hätte Emmy Redlich zu mir kommen sollen, aber sie musste
mir wegen der Geburt einer Enkelin absagen so habe ich wenigstens
Zeit Dir ausführlich zu schreiben. Ich hoffe, dass dein nächster Bericht
etwas froher klingt, als die letzten – und all die schwebenden Fragen
sich in einer Art lösen, die Dich befriedigt. Ich bin schon so neugierig
auf das Resultat Deiner Unterredungen mit B.; mit Fischer – Wiegler -
Filmgesellschaft etc. Hast Du schon mit Fischer über das Diagramm ge¬
sprochen? Da es ja fast fertig ist und Du es ihm in absehbarer Zeit
schicken ka[n]nst, wäre es doch ganz gut das jetzt mündlich abzumachen