Arthur Schnitzler an Clara Katharina Pollaczek, 16. Oktober 1925


längeres Gespräch mit F. (über Jugend, Liebelei, Heini u. s. w.) – Nacht¬
mahl in der Esplanade-Bar; – Barnowsky, Thomann Mann und Frau, Heinrich
Mann, und noch etliche Mann'sche Verwandte. Auch Heini. Man hatte
nicht viel voneinander.–Mit Barnowsky über »Schwestern«, wir haben
am Sonntag eine endgültige Besprechung (Du siehst, dass Komödie der
Verführung fürs erste ausser Diskussion steht). Sonntag dürfte ich
auch Jessner sprechen,-

Deine Wohnungsangelegenheit entwickelt sich jabwohl weiter; – freilich
die neueste Lösungsmöglichkeit ist mir nicht sehr sympathisch – denn
das wichtigste wäre ja doch, dass Du so oder so, lieber so – in Dei¬
ner Wohnung bleibst. Wieder Pension-[ ]oder Hotelexistenz, das kann
ich mir eigentlich schwer vorstellen. Fast hoffe ich, dass aus der
Mellersache nichts geworden ist und Du noch weiter einige Geduld
hattest, um eine bessere Ordnung der Sache abzuwarten.
Heute Vormittag soll ich in die Bank, – zu Hans Jacob, zu Fulda, endlich
bei Michaelis essen; worher noch etliche telefonische Gespräche -
das Programm wird nicht ganz durchführbar sein, umso mehr oder viel¬
mehr und umso weniger als einige Briefe (Frankreich Amerika) uner¬
lässlich sind.

Meine Abreise habe ich vorläufig für Dienstag festgesetzt. Aus Wien
habe ich von O. und Lili noch keine Nachricht. Ueber die Sache selbst
will ich hier nicht reden. In gewissem Sinne wär diese Lösung jetzt
vielleicht einer Berliner Begegnung vorzuziehen.–Deine Briefe, mein
Liebes, sind auch ohne gerade erfreuliches zu enthalten, an sich (und
objectiv gesehen) eben – erfreuliches, -nicht nur in dem Sinn, dass sie
mich freuen und ich danke Dir sehr für Deine guten (wenn auch nicht
immer stimmenden ) Worte. Also Sonntag schreib noch bitte recht sehr
darum eine Expresszeile her. Die ersten Tage meines Wiener Aufent¬
haltes werden ja zu wünschen übrig lassen, wie ich ahne. Nun mein
Schatz, lebwohl und auf ein schönes Wiedersehn. Ich küsse Dich zärt¬
lichst. Dein A.