Clara Katharina Pollaczek an Arthur Schnitzler, 11. August 1925

Riva, 11.8.1925

An A.S. Karersee.

Liebster,

eben erhalte ich Deinen Brief Nr. 4, den zweiten von dort und
will ihn sogleich express beantworten. Ich vergass auf meinen geste
gen Brief die Nummer VI zu setzen, bitte, hole das der Ordnung wegen
nach. Ich habe deswegen heute unruhig geschlafen oder auch, weil
neben meinem Zimmer ein Badezimmer ist und die Leute um 1 Uhr Nachts
noch und um ½7 Uhr Früh wieder baden. Dafür hat mir der Direktor
auch für dieses Zimmer nur 55 Lire gerechnet, ich bin sehr froh.

Jetzt aber will ich Deine Fragen nach meinem weiteren
Programm beantworten. Aber Liebstes, das hängt doch von dem Deinen ab.
Fährst Du in die Schweiz, so wäre es wohl am besten, wenn wir uns am
16. in Bozen treifen, zusammen hinüberfahren und uns drüben für die
Zeit, wo Du ganz allein sein willst, trennen. Gehst Du nach Cellerina
könnte ich nach St. Moritz oder nach Pontresina wie damals – dann
wenn Du genug allein warst, sind wir einige Zeit zusammen, woDu willst
und musst Du dann Lili holen oder treffen, so begleite ich Dich ein
Stück und fahre dann vor Dir nach Wien zurück, wie im Vorjahr. Bleibst
Du in Tirol, so würde ich nicht nach Bozen kommen, sondern Dich in
Madonna oder Cortina erwarten oder an sonst einem Ort, den Du mir em-
pfiehlst.

An den Lido zu gehen halteich sinnlos für mich, denn Du
wirst mich dort kaum holen kommen und schon gar nicht, wenn Deine
Leute auch hin kommen. Ich müsste also in dieser Hitze hin und her
reisen, um Dich zu treffen. Hier in Riva möchte ich nur bleiben, wenn
Du spätestens am 20. her kommst. Länger halte ich es hier allein
nicht aus. Das Bad ist unsympathisch, spazieren gehen kann man nicht,
der einzige Weg nach Torbole ist recht staubig. Ausflüge kann ich
allein nicht unternehmen. Riva ist für 2,3 Tage wunderschön, aber für