Arthur Schnitzler an Clara Katharina Pollaczek, 7. August 1925


ersiehst, Überfüllt, hat übrigens ein etwas höheres Niveau als wir nach
dem ersten Eindruck vermuteten. Es fehlt nicht an einer »Bar« (mit vier
Tischchen, – Tanzsaal, – und Musik (Trio). Und gestern produzierte sich
eine 12jährige Tänzerin (der ich in ihr Album einige Worte der Anerken -
nung hineinschreiben musste – Das xxx Essen ist mässige österreich-
sche Küche, die Bedienung vorzüglich, die Wirtsleute höchst zuvorkommend.
Das Publikum indifferent.–Heute ein strahlender Tag; – Heini, Lili und
Fräulein Noni Graf mit Führer auf den Latemar; die Andern alle ich, O.,
die 3 Lichtensterns, Frau Koppel und Tochter 2stündiger Spaziergang; auf
die Ostertaghütte. In der Ferne die Rosengartengruppe, wo (in dieser
Alpenhütte) gegessen wurde. Wundervolle Ausblicke, köstliche Luft, Aus-
ruhen auf Wiesen. Es gab keinerlei Fragen bisher, keinerlei Gespräch,
das über das durch die Umstände gegebene hinausging. Zugleich mit uns
(wir trafen alle in der gleichen Minute vor der Hotelthüre ein) kamen
die Kinder vom Latemar zurück. Jetzt habe ich gebadet, Ordnung gemacht
und will diesen Brief, der dann morgen Früh mit der ersten Post nach
Bozen hinuntergeht, ins Bureau tragen.

Und danke Dir tausend Mal für Deinen lieben schönen Brief aus Riva.
Deine Korrespondenzkarte und Dein Telegramm habe ich natürlich noch in
Wien bekommen. Von meinem weiteren Programm werde ich Dir wohl morgen
oder übermorgen berichten können. Vorläufig halte ich daran fest mit
Heini am 15. fortzureisen.

Ich küsse Dich zärtlich mein Liebes und bitte Dich auch weiterhin so
»unbedeutende« Briefe zu schreiben wie bisher. Dein Arthur.