Freitag, 7.8.1925. Abend. Karerpasshotel
(nach Riva, Palacehotel).
Mein Liebes, am Nachmittag meines Abreisetages habe ich Dir den zweiten
Brief geschrieben; die darauf folgenden Stunden habe ich damit ausgefüllt
allerlei Novellenpläne durchzulesen, von denen mich einige sehr angeregt
haben. Fahrt auf die Bahn. Auf dem Perron stellte sich mir die Schwester
des Regisseur Brahm vor, die Bekannte auf die Bahn gebracht hatte, darun-
ter eine junge Dame, die ich offenbar kenne, ohne eine Ahnung zu haben, wer
sie ist. Ebenso fuhr im Schlafwagen ein Ehepaar mit Kindern; -man begrüss-
te mich sehr herzlich; – da ich mich gleichfalls absolut nicht besinnen
konnte wer sie seien, vermied ich ein Gespräch. In Innichen Herr Steffe-
nelli-, mit schlechtem Gewissen; – er hatte eine mehntägige Tour übernom-
men mit einer Dame, hatte berechnet heute in Bozen sein zu können, die
Dame sei aber erkrankt, wodurch ein Tag verloren ging, – nun sei Station
in Toblach, da sei er rasch herbeigefahren, um sich persönlich zu entschul-
digen; – natürlich erkundigte er sich sofort nach Deinem Befinden und
lässt sich Dir empfehlen. Frau L. hatte mir nach Wien geschrieben, sie
würden in Bozen sein; – aber hätten wegen Gepäcks in ihrem Auto keinen
Platz für mich; – sie waren alle Drei an der Bahn, wir assen im Laurin
zusammen; – und sie nahmen mich doch im Auto mit mein Gepäck kam (erst
heute Früh) mit der Post nach. Ankunft gegen 5 im Karerpasshotel, wie
ich Dir auf einer Karte schon berichtete, bei Regen, nun drohend ein Ge-
witter, das sich eine Stunde später entlud. Dein Brief war schon auf
meinem Zimmer – ein sehr hübsches mit Balkon, gegen Süden. Ueber den
Empfang ist nichts besonderes zu sagen; er war durchaus harmlos. Auch
Frau Koppel und Tochter war zur Stelle. L.'s fuhren ins Kararseehotel -
und kamen nach einer halben Stunde zurück, – da sie (trotz telegraphischer
Bestellung) ihre Zimmer nicht bekamen. Sie wohnen daher auch im Karer-
passhotel, – vorläufig zu Dritt in einem Zimmer. Das Hotel ist, wie Du daraus