Jetzt liege ich noch zu Bett, faulenze, die Sonne scheint. Ich freue
mich, dass er nebenan schläft, es ist ein hübsches Gefühl (6 Uhr Früh).
Bin lang gelegen. A. brachte mir Rosen von seinem Morgenspaziergang
mit. Um ½11 mit der Schwebebahn auf den Hafling, 1300 m hoch. Ich habe
mich gefürchtet, es aber nicht zu sehr gezeigt. Oben herrliche Aus-
sicht, nur leider unsicheres Wetter. Von Obermais nach Hause gebummelt,
photographiert etc. Zwei Stunden geruht, etwas an der neuen Novelle
gearbeitet. Wundervolle Spazierfahrt über Obermais. Kurze, heftige
Verstimmung bei mir, weil A. in Baden-Baden die O. zum Gesang begleitet
hat. Wie schön wäre es, wenn diese quälende Situation nicht wären. – Aber
es soll eben nichts vollkommen sein. Abend trotzdem schön - - -
25.6. Vormittag Gilfpromenade. Besonders schöner Spaziergang. A.
sprach viel von seiner Jugendgeliebten Olga Weisnix, mit der er vor
30 Jahren gleichzeitig hier war. Ich verstehe nicht, dass man sich
immer mit der Vergangenheit beschäftigt, wenn die Gegenwart schön ist.
Nachmittag Abreise nach Bozen. Schwere Wolken hängen über der Stadt
und irgendwie auch über uns. Ich frage mich, – wo fehlts?
Sehr gemütliches Mittagmahl beim »Greif«, dann zuhause komisches Ge-
spräch zwischen Tür und Angel. Ich sagte A., er sei ein grosses Kind
im Guten wie im Bösen. A. meinte unter vielem anderem: es stehe schon
in der »Liebelei«: »Wir hassen stets die Frauen, die wir lieben
und lieben nur die, die uns gleichgiltig sind und das sei besonders
bei Künstlern sehr stark, weil sie die erotische Gebundenheit störend
empfinden und umso störender, je stärker diese ist« – - – Soll man
sich da nun freuen oder ärgern?
Besprechung mit dem uns empfohlenen Leutnant Steffenelli, mit dem wir
die morgige Autotour machen sollen. Der Kapitän Bolzano, der sich uns
in Meran für Autotouren angetragen hatte, war auch so sympathisch.
Bei strahlend blauem Himmel erwacht. Der erste Tag seit meiner Abreise,
der schön zu werden verspricht. Und um ½10 sollen wir die Autofahrt