Arthur Schnitzler an Clara Katharina Pollaczek, 21. März 1925


Sie ist ein wahrhaft entzückendes Wesen, sieht nicht sehr gut aus.-

Es giesst unentwegt. Um 12 hab ich heut hoffentlich endgülti¬
ge Besprechung mit Wiegler und dem Geschäftaleiter im Verlag Ullstein.
Dann speise ich mit Heini (allein), abends holen uns Steinrücks ab – wir
hätten zu ihm hinauf sollen, das ist aber weit (etwa wie Mödling) und
so bat ich sie herein. Morgen seh ich Vormittag Lothar, der mir aus
Amerika allerlei berichten will, esse mit Barnowsky und komme viel¬
leicht wegen der Komödie der Verführung mit ihm überein. Abend bei
Michaelis mit Heini, Bettina und vielleicht Szells. Montag esse ich
bei Barnowsky mit Theeodor Wolff und spreche Maril noch einmal.

Dienstag Abend fahre ich ab; bin Mittwoch Nachmittag in Wien,
rufe wohl zwischen 4-5 an.

Wenn ich nicht auf jede Einzelheit Deines Briefes eingehe, so
glaube nicht, dass das ein Mangel meiner Aufmerksamkeit oder gar meiner
Antheilnahme Ursache hat -ich weiss- und liebe gewissermassen jedes
Wort, das Du schreibst; auch wenn Du Dich absichtlich kühl gebärdest --
Es ist nun einmal so, dass die Strahlen der Seele auf dem Umweg durch
das geschriebene Wort sich wie Lichtwellen auf ihrem Weg durch ein gekrümm¬
tes Glas zu brechen pflegen. – Ich freue mich Deinem lieben Gesicht,
Deinem geliebten Mund und Deinem Herzen entgegen. Ich küsse Dich
tausendmal. Dein A.