Clara Katharina Pollaczek an Arthur Schnitzler, 24. Januar 1925

Wien, 24.1.1925. Hotel Regina.

An A. S. Schweiz.

Liebster,

ich erhalte soeben Deine lieben Zeilen vom 22. Von Deiner
starken Erkältung hörte ich bereits via Herrn Askonas und Frieda, die
ihn sprach und mit der ich gestern Abend telefonierte. Hoffentlich
kuriert Dich die Höhensonne rasch und gründlich.

Ich schrieb Dir gestern Nachmittag und habe wenig
nachzutragen und das Wenige ist nicht gerade lustig. Ich fühle mich
gar nicht recht wohl, habe eigentlich seit längerer Zeit fast immer
ein bisserl Schmerzen in der Hüfte und seit vorgestern im Kreuz. Gestern
Vormittag war ich noch aus, aber jetzt geht es nicht mehr. Ich glaub,
ich habe einen hexenschuss im Kreuz. Ich hab mich entschlossen meinem
alten Medizinalrat Bl. zu telefonieren, der jeden Augenblick kommen
muss. Es ist ja sicher nichts dran, aber es ist höchst unangenehm,
wenn man so allein, ohne Bedienung ist und sich jeden Handgriff selbst
machen muss (noch dazu mit Schmerzen.)

Eben war Dr. Bl. da, konstatierte einen ausgewachsenen
Hexenschuss, verordnete Pyramidon, Bett etc. Ich werde jetzt ein heis¬
ses Bad nehmen und mich dann niederlegen. Gegen Abend kommt Frieda
P., der ich die korrigierten Géraldy-Gedichte frisch diktiere. Meine
Novelle hast Du wohl schon gestern erhalten und ich hoffe Montag da¬
rüber zu hören. Dies ist der 5. Brief den ich nach dort sende und wohl auch
der letzte, ouwohl Du über den Tag Deiner Abreise gründlich schweigst---
Wie dem auch sei wünsche ich Dir alles Gute und Schöne, sonnige Tage,
Ruhe und alles, was Du zu Deiner Erholung brauchst. Entschuldige
Schrift und Kürze dieser Zeilen, aber mir tut jede Lage sehr weh und
bin niederträchtig schlecht aufgelegt. Gute, glückliche Heimreise
und einen innigen Kuss. Deine

C.K.