Arthur Schnitzler an Clara Katharina Pollaczek, 15. Januar 1925


rarischen Vereins ist, was sehr für die Luzerner Literatur spricht; -
habe auch nicht sicher zugesagt; – aber wenn meine Nerven und meine
Stimme weiterhin sich so gut bewähren, warum nicht? Allerdings lebe
ich sehr vernünftig; esse wenig, schlafe genug und lasse mir nichts ab¬
gehen. Und habe seit nun 8 Tagen keinen »Geschäftsbrief« gesehen.-
Zuhause gabs einen Umsturz; – Frl. Solt. musste Frau Zens wegen beson¬
derer Unverschämtheiten kündigen; – sie war längst meinem Zorn reif.
Insbesondere ihr alkoholischer Mann war eine peinliche Zugabe.

Nun aber mein Schatz will ich Dir für heute Adieu sagen; am
Samstag schreibst Du bitte noch eine Karte nach Zürich, -Brief halte ev.
zurück bis Du genauere Nachricht hast. Wo ich in St.Moritz wohnen werde,
steht noch nicht fest; Dr. Bohner hat wir im »Privathotel« ein Zimmer
reserviert, aber ich fürchte, das ist eine Art »Familienpension« – mit
notgedrungener »Ansprache« – da sei Gott vor.

Leb wohl, Liebste, ich bin in zärtlichstem Gedenken Dein

A.