Clara Katharina Pollaczek an Arthur Schnitzler, 17. Januar 1925

Hotel Regina, 17.1.1925.

¾ 1 Mittag. Wien.

An A.S. in die Schweiz.

Liebster,

ich erhielt gestern zwei Karten und heute Deinen freundli¬
chen langen Bericht aus Bern vom 15.1. Ich danke Dir herzlich für
Dein Interesse an meinem »literarischen« Leben und dass Du das Manuscript
wieder so aufmerksam durchgelesen hast. Ich werde jedesfalls noch all
die kleinen Aenderungen vornehmen. Herr von T., bei dem ich gestern zu
Tisch war, wird meinen Besuch bei Paul Zsolnay avisieren. Er riet
mir auch sehr, den Felix B. um seine Intervention zu ersuchen, da er
der Literat des Verlags ist. Aber ich tue das jedesfalls erst nach
meiner Unterredung mit Paul Zsolnay.

Ich bin früher aus der Stadt nach Hause gekommen, um diesen
Brief zu schreiben und express aufzugeben (obwohl das ein Vermögen
kostet) und damit Du ihn morgen noch in Z. erhältst.

Ich habe noch nachzutragen, dass ich Donnerstag Vormit¬
tag von Pötzleinsdorf über den Sommerheidenweg nach Salmannsdorf und
zurück gelaufen bin. Es war sehr sonderbar, diesen Weg allein zu gehen
und ich habe über manches nachgedacht. Ansonsten habe ich in den
letzten drei Tagen nur gearbeitet und bin mit der neuen Novelle na¬
hezu fertig. Ich habe sie gestern Abend, so weit sie ist Cary vorge¬
lesen, da ich wegen einiger medizinischer Stellen im Unklaren war und
er fand sie ausgezeichnet, was natürlich nichts sagen will, obwohl ich
diesmal selbst beinahe ein Gefühl der Sicherheit habe. Es wird wenig
gesprochen und nur einfach erzählt. Heute schreibe ich die letzten
Seiten und morgen Sonntag Abend kommt Frieda und ich werde bis in die
Nacht hinein diktieren. Die Novelle ist etwas länger als die zwei
letzten und ich habe sie am 12.1.begonnen.

Ich freue mich sehr, dass Dir die Reise so gut tut und
eigentlich eine Erholungsreise für Dich ist und Du hast sehr recht,
Dir nichts abgehen zu lassen und so bequem und angenehm als möglich