Wien, 12.1.1925. Hotel Regina
nach Bern.
Vielen Dank, Liebster, für Deinen Bericht aus Stuttgart. Ich habe heute
einen sehr langen Brief und mein Manuscript nach Basel abgeschickt, wo
Dich beides hoffentlich am 14. Früh noch antrifft. Ausser dem Weg an die
Post war ich den ganzen Vormittag zuhause. Carly kam zu mir arbeiten
(auf der Schreibmaschine) und ich habe die neue Novelle begonnen,
bin neugierig, ob's was wird. Um 5 bin ich im Volkstheater und dann will
ich den ganzen weiteren Nachmittag und Abend arbeiten und lesen. Morgen
Nachmittag bin ich bei Enmy E., was mich ausnehmend ödet, aber da Anna
und Lotte M. dort sind ist es besser als ein têt-à-tête. Warum warst
Du mit dem ersten Abend in Stuttgart nicht recht zufrieden? Hat er Dich
ermüdet? Bitte überanstrenge Dich nur nicht – es wäre ein Verbrechen.
Ich umarme Dich.
Clara Katharina.