Clara Katharina Pollaczek an Arthur Schnitzler, 12. August 1924


unser Zusammensein ein schönes, beglückendes ist, durch keinerlei Ver¬
stimmungen getrübt. Die Zudringlichkeit von L.'s finde ich grotesk. Du
musst sie doch nicht abwarten und keinesfalls Dich von ihnen aufhalten
lassen, -ausser- es ist Dir erwünscht.

Nach anderthalb schönen sonnigen Tagen ist es wieder kühl und regnerisch.
Ich will jetzt rasch ein bisserl spazierenlaufen und über vieles nach¬
denken.

Meine Novelle »Das Abschiedsfest der Sybille Engerth« habe ich schon
zu schreiben begonnen. Ich lese mit viel Vergnügen die »Cousine Bette«,
aber am allerliebsten schlafe ich. Es ist noch immer sehr viel Müdigkeit
in mir, vielleicht auch durch den Mangel an Bewegung und Abwechslung.

Dass Direktor H. nichts von sich hören lässt finde ich unerhört. Ich
glaube, diese Sache wird sich schriftlich überhaupt nicht ins Reine
bringen lassen und Du wirst wohl schon aus diesem Grund zeitlich nach
Wien zurück müssen. Ich sehe Deinen weiteren Nachrichten mit Spannung
entgegen und hoffe morgen mündlich oder schriftlich zu erfahren, wo¬
ran ich bin.

Ich umarme Dich.

Deine

Clara Katharina.