Um 13 habe ich Paul Wertheimer angerufen, der überströmend liebens-
würdig war und mich dringend bat ihm gleich die Gedichte zu bringen.
Ich sagte, dass ich sehr müde sei und erst um ½ 5 dort sein könne. Er
versprach auf mich zu warten.
Die Begrüssung war sehr herzlich (Details hebe ich mir für mündlich
auf weil belanglos) und wenn er nicht wider umschmeisst, werden »Trau¬
rigkeit« und das »Telefongedicht«, das Dir so gefiel, Sonntag erschei¬
nen.
Die Novelle dürfte nächste Woche im Abendblatt beginnen, da, wie er mir
sagte, der Roman von Romain Rolland noch zirka 2 Monate geht und ich
wohl nicht so lange werde warten wollen. Womit ich ihm Recht gab.
Ich möchte sobald die Novelle in der N. Fr. Presse beginnt, an den Re¬
klamverlag schreiben und darauf hinweisen. Wie denkst Du darüber? Ueber
die Honorarfrage hat Paul W. kein Wort gesprochen. Ich möchte für die
4 Gedichte 100 Goldkronen, für die Novelle 400 GoldKronen. Das sind
zusammen 6 Mark. Ist das zu viel? Und an wen soll ich mich wenden?
Ich ging dann durch die Stadt nachhause, kaufte Kirschen, Spargelfisolen,
und dieses Briefpapier, das billig und schlecht ist, weil die Tinte unter
der Feder zerfliesst. Sehr bepackelt traf ich den Julius Bauer, der
fand, ich sehe aus wie Vanillecrême, weil ich mein gelbes Kleid an hatte.
Er machte mir Vorwürfe, dass ich so wenig schreibe, die Gedichte hätten
ihm so gut gefallen. Ich versprach mich zu bessern, erzählte aber na-
türlich gar nichts. Jetzt ist es ¾ 8 und Du dürftest gerade dort an-
gekommen sein. Ich hoffe, Du hattest eine gute Fahrt und bin froh, dass
Du die Reise überstanden hast, denn es muss heiss gewesen sein. Ansonsten
aber freut mich Deine Ankunft nicht sonderlich und ich will nicht zu
viel denken.–Ich will Dir nur sagen, dass ich Dich lieb habe und dass
ich Dir einen sehr langen innigen Kuss sende.–Es ist nicht ausgeschlos-
sen, dass morgen noch ein Fostscriptum folgt. Ich sehe, daß meine
Schrift grauenhaft schlecht und undeutlich ist, aber ich schreibe