Tagebuch von Clara Katharina Pollaczek, 12. August 1924


ses Buch geschrieben hätte. Zwei Monate, die sehr reich waren an
Gutem und Bösem. Das Böse, das sind die trostlosen pekuniären Ver¬
hältnisse. Manchmal wird mir schwarz vor den Augen, wenn ich an die
Zukunft denke. Es bleibt mir nicht übrig, als Silber und Schmuck
zu verkaufen und so weiter zu wursteln bis bessere Zeiten kommen.
Meine Nerven sind recht angegriffen und ich fühl mich sehr elend.
Dabei arbeite ich viel. Ich habe bereits alle Gedichte Géraldys
übersetzt. Die Neue Freie Presse hat zweimal je 2 lange Gedichte
gebracht und Géraldy hat mir das Uebersetzungsrecht für das ganze
Buch »Toi et moi« gegeben. Jetzt heisst's einen Verleger finden.
In der Neuen Freien Presse erscheint jetzt auch meine Novelle
»Der Abhang» und die Leute glauben, dass A. mir dabei behilflich ist.
Ich weiss, dass er mir nie in dieser Richtung helfen würde und ich
es auch gar nicht möchte. Er hilft mir in einer andern Art – da¬
durch, dass er mich lieb hat und dadurch, dass er sich für meine
Arbeit interessiert und mir Mut macht. Aber das verstehen die
dummen Menschen nicht.

A. war 10 Tage fort – er hat seine Tochter nach Baden-Baden zu
seiner Frau gebracht, ist ein paar Tage dort gewesen und dann nach
Salzburg, wo er mit Heinrich Mann und seinem Sohn Heini zusammen¬
traf.

Der Aufenthalt in Baden-Baden muss nicht sehr angenehm gewesen
sein. Seiner Frau scheinen unsere Beziehungen nicht zu passen –
sie war vollkommen orientiert und äusserte ihre Empörung. Aber er
hat ihr den Standpunkt klar gemacht und ihr gesagt, sie sei wohl
verrückt gewesen zu glauben, dass er als Eremit leben würde, weil
sie ihn verlassen habe und sie sollte sich eher darüber freuen,
dass er mich gefunden hat. Sie ärgert sich, wie er sagt, besonders,
dass er jetzt wieder so gut arbeiten kann. Mir ist diese Frau ganz