Clara Katharina Pollaczek an Arthur Schnitzler, 30. Juli 1923


Samstag ist so ein unangenehmer Reisetag. Und dann könntest Du Samstag
in Salzburg sein, Sonntag Früh fortfahren und eigentlich Sonnntag Abend
in Baden-Baden eintreffen. Von Freitag Nachmittag bis Samstag spät
Abend Romain Rolland ist doch genug.– Ich sage Dir übrigens ganz leise,
dass ich nichts von ihm gelesen habe. Bitte verachte mich nicht zu
sehr.

Dagegen habe ich jetzt mit »einiger« Abneigung Ulrike Woytich von
Wassermann gelesen. Meine bisherigen Impressionen wurden nur verstärkt.
Alle seine Bücher sind unsauber, seine Menschen alle Hochstapler und
man fühlt, dass er selbst auch aus irgend solchen Tiefen kommt. Reichtum
und Luxembourg blenden ihn selbst, nicht nur die Figuren, die er schafft.
Dass es mit Deiner Arbeit gut geht, freut mich mehr als ich sagen kann.
Ich kann überhaupt heute nicht so viel sagen, als ich möcht – – –
Irgendetwas in Deinen letzten Zeilen – oder richtiger, – was nicht
in ihnen stand, schnürt mir ein bischen die Kehle zu. Du weisst ja, wie
ich bin und wenn Du es auch noch nicht ganz genau weisst. Gott sei Dank!
Und wenn ich nicht rechtzeitig Deine Salzburger Adresse weiss, dann
sind es wohl die letzten Nachrichten von mir, ehe wir uns wiedersehen. Möge
es ein gutes frohes Wiedersehen werden. Alles Liebe auf die Fahrt.

Von Herzen Deine

Clara Katharina.